Ein Überblick für Mediendidaktiker

Einleitung: Vom Google-Monopol zur KI-Revolution
Google prägt seit Jahrzehnten die digitale Informationsbeschaffung. Doch KI-gestützte Tools wie ChatGPT, Google Gemini und Perplexity drängen nun auch im deutschsprachigen Raum in den Markt. Diese Systeme bieten nicht nur Antworten, sondern kontextuelle Interaktion – ein spannendes Feld für Mediendidaktiker, die digitale Kompetenzen vermitteln. Dieser Artikel vergleicht die neuen Tools anhand regionaler Beispiele und zeigt, wo sie Potenziale für Lehre und Lernen bieten.
KI-Suchmaschinen im Praxistest mit lokalem Fokus
Basierend auf einem adaptierten Vergleichstest mit fünf Kategorien:
1. Aktuelle kulturelle Ereignisse
Beispiel: „Was steht beim Wiener Opernball 2025 auf dem Programm?“
- ChatGPT: Erklärte die Tradition des Balls, nannte Highlights wie die Eröffnungspolonaise und verlinkte Quellen wie Der Standard.
- Perplexity: Listete alle Begleitveranstaltungen auf, vergaß aber die Dresscode-Regeln.
- Gemini: Kurze Aufzählung ohne aktuelle Updates zur Live-Übertragung auf ORF.
Fazit: ChatGPT eignet sich für kulturell tiefgreifende Erklärungen, etwa zur historischen Bedeutung des Opernballs.
2. Lokale Informationen
Beispiel: „Gute Mittagsrestaurants nahe Berlin Hauptbahnhof“
- Gemini: Nutzte Google Maps-Daten für präzise Tipps wie Brasserie Colette (geöffnet) und Lokal 12.
- Perplexity: Präsentierte stilvoll formatierte Vorschläge, darunter das bereits geschlossene Pauly Saal.
- ChatGPT: Empfahl das TheaterCafé, das seit 2023 nur noch Abendveranstaltungen anbietet.
Fazit: Lokale Echtzeitdaten bleiben Googles Domäne – ideal für Exkursionsplanungen.
3. Wetteranfragen
Beispiel: „Wetter in München und Schneechaos nächste Woche“
- Perplexity: Zeigte ein Widget mit stündlicher Prognose für den Alpenraum.
- ChatGPT: Beschrieb die 70/30-Chance für Schneefall, verwirrte aber mit englischen Einheiten („2 Zoll Schnee“).
- Gemini: Minimalistische Darstellung ohne Warnhinweise zu möglichen Bahnausfällen.
Fazit: Perplexity überzeugt mit klaren Visualisierungen, ChatGPT mit probabilistischen Einschätzungen.
4. Veranstaltungsempfehlungen
Beispiel: „Bundesliga-Spiele diese Woche“
- Gemini: Korrekte Termine für Top-Spiele wie Bayern vs. Dortmund, inklusive ARD/ZDF-Streaminghinweisen.
- ChatGPT: Übersah das DFB-Pokal-Viertelfinale zwischen St. Pauli und Gladbach.
- Perplexity: Verwechselte Spieltage und nannte falsche Uhrzeiten für RB Leipzig vs. Frankfurt.
Fazit: Sportdatenbanken wie Kicker.de bleiben zuverlässiger – KI-Tools benötigen noch Feintuning.
5. Produktsuche
Beispiel: „Grauer Lodenmantel mit traditionellem Steppmuster“
- Perplexity: Verlinkte zu Trachtenlabels wie Lodenfrey und bot Filter für regionale Händler.
- Gemini: Listete Google Shopping-Ergebnisse, darunter Outlets in Tirol, aber ohne Direktlinks.
- ChatGPT: Zeigte ästhetische Moodboards, verknüpfte jedoch zu nicht lieferbaren Artikeln auf Etsy.
Fazit: Klassische Suchmaschinen finden schneller seriöse Anbieter wie Sportalm oder Hirmer.
Implikationen für die Mediendidaktik
- KI als Kulturvermittler: Tools wie ChatGPT erklären regionale Bräuche (z. B. „Was ist ein Maibaum?“) – nutzbar für interkulturelle Projekte.
- Quellenkritik trainieren: Warum empfiehlt Perplexity ein geschlossenes Restaurant? Ideal für Unterrichtseinheiten zur Datenaktualität.
- Hybride Recherche: Kombinieren Sie KI-Analysen (z. B. „Zukunft der Buchmessen“) mit Faktenchecks via Google.
- Sprachliche Barrieren: KI-Tools übersetzen oft nur oberflächlich – thematisieren Sie Limitationen bei englischsprachigen Quellen.
Fazit: Google bleibt (noch) unverzichtbar
KI-Suchmaschinen sind im deutschsprachigen Raum vielversprechend, aber noch nicht ausgereift. Für Mediendidaktiker bieten sie dennoch Chancen: Sie fördern kritische Mediennutzung und zeigen, wie Algorithmen kulturelle Kontexte interpretieren. Die Zukunft liegt in der Balance – zwischen der Effizienz traditioneller Suche und der Tiefe KI-gestützter Dialoge.