(pte/02.10.2008/) – Ein Gentest könnte bereits im Kleinkindalter Neigungen zur Lese- und Rechtschreibschwäche feststellen, um Betroffenen durch spezielle Förderungen im Kindergarten zu helfen. Das sagt Arndt Wilcke, der Leiter der Forschungsgruppe „Legasthenie“ am Leipziger Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie, im pressetext-Interview. Der Forscher sucht nach Genen, die für die Legasthenie verantwortlich sind und die zu einer frühen Diagnose helfen können. Denn in der Behandlung befinden sich Eltern und Therapeuten im Wettlauf mit der Zeit: Je später Legasthenie erkannt wird, desto schwieriger ist ihre Überwindung.
Zahlreiche Forschungen deuten darauf hin, dass Legasthenie vor allem genetische Ursachen hat. 2006 hat ein deutsch-schwedisches Forscherteam ein Gen mit der Bezeichnung „DCDC2“ identifiziert, das beim Embryo die Wanderung der Nervenzellen im Gehirn steuert. Ist das Gen fehlerhaft, gelangen die Nervenzellen an falsche Stellen und können eine spätere Legasthenie verursachen. Es wird jedoch angenommen, dass auch weitere Gene die Leseschwäche auslösen können. Um diese zu finden, nimmt Wilcke Speichelproben von Kindern mit Lese- und Rechtschreibschwäche, extrahiert die DNA und vergleicht bestimmte Gene mit denen nicht betroffener Kinder. „Gibt es signifikante Unterschiede, so ist das ein erster Hinweis, dass dieses Gen bei der Ausbildung der Legasthenie eine Rolle spielt“, erklärt Wilcke.
Sind die entscheidenden Gene einmal entschlüsselt, kann Legasthenie schon lange vor dem Schuleintritt erkannt werden. Wilcke schwebt ein Gentest für Kleinkinder vor, der schon im Alter von zwei Jahren eine Gefährdung diagnostiziert. Bis ein solcher Test einsatzbereit ist, wird allerdings noch einige Zeit vergehen, „mindestens fünf Jahre“ hält Wilcke für realistisch.
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