US-Forscher haben ein weiteres Gen für die weit verbreitete Lese- und Schreibschwäche identifiziert. Legasthenie ist die am häufigsten vorkommende neurologische Störung. Sie bedeutet ein erschwertes Lernen für Betroffene unabhängig von Intelligenz, Bildung und sozialem Umfeld. Unter Legasthenie leiden 5 bis 15 Prozent der Bevölkerung.
Jeffrey Gruen von der Yale Universität in New Haven (US-Staat Connecticut) und Kollegen berichten in einem vorgezogenen Artikel der «Proceedings of the National Academy of Sciences» (PNAS) vom Freitag, dass auch das Gen DCDC2 auf Chromosom 6 an der Wurzel des Übels liegt.
Das Team suchte im Erbgut von 153 Familien mit Veranlagung für die Lese- und Schreibschwäche nach deren Auslöser. Dabei stiess es in einem schon lange verdächtigten Abschnitt des Chromosoms auf das Gen DCDC2.
Den Forschern fiel auf, dass dem Gen bei Legasthenikern etliche DNA-Bausteine fehlen. Die genaue Funktion von DCDC2 sei noch nicht ergründet. Es habe aber grosse Ähnlichkeit mit dem Gen DCX, das für die Wanderung von Nervenzellen im Gehirn mit verantwortlich ist.
In Tierversuchen unterdrückten Gruen und Kollegen die Wirkung von DCDC2 und entdeckten, dass die Nervenzellen im Hirn nur noch kürzere Wege zurücklegten.
Weitere Studien an Menschen zeigten, dass das Gen bei flüssigen Lesern wie auch bei Legasthenikern aktiviert ist, wenn sie in ein Buch schauen. Daraus schlossen die Forscher, dass die Leseschwäche auf einer Fehlfunktion des Gens beruht und nicht seinem kompletten Versagen.
Schwedische Forscher hatten vor zwei Jahren bereits das Gen DYXC1 bei 20 finnischen Familien mit Leseschwäche ausgegraben. Es war bei den Betroffenen entweder unterbrochen oder zu kurz und produzierte dadurch ein fehlerhaftes Eiweiss. Auch das Protein von DYXc1 kommt dem damaligen Bericht zufolge vor allem im Gehirn vor.
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